Eileiterschwangerschaft beim dritten Kind
„Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten“ schrieb Goethe einst in seinem Götz von Berlichingen. Licht bedeutet bei uns Leben, Schatten steht für das Gegenteil, für ein Thema das so viele Frauen betrifft, das aber trotzdem stillgeschwiegen wird: es geht um verlorene Kinder. Dabei wird uns erst bewusst, wie skurril die Metapher ist, denn die Mutter „verliert“ das Kind ja nicht im Sinne von etwas verlegen oder einen Sachgegenstand, der spurlos verschwunden ist. Ein Kind zu verlieren, ist eine Schwangerschaft die frühzeitig endet und die bedeutet, dass die Mutter kein gesundes Baby zur Welt bringen wird.
Ich habe 2018 eine Eileiterschwangerschaft durch- oder besser gesagt überlebt. Während meine Narben am Eileiter langsam heilten, schmerzte mein Herz umso länger. Nur langsam konnte ich verstehen, wie es sich anfühlt, wenn die Schwangerschaft und das Baby, auf das wir uns so sehr gefreut hatten, abrupt endet und ich dieses Kind nicht zur Welt bringen würde. Meine Gefühle und Gedanken lest ihr im Folgenden:
Diesmal hatten wir die Schwangerschaft geplant
Es ist nicht so, als seien unsere beiden anderen Kinder nicht gewollt gewesen, aber sie passierten recht schnell. Ich brauchte meinen Mann nur anzuschauen und schon war ich schwanger.
Nun wünschen wir uns Kind Nummer drei schon seit längerer Zeit und was soll ich sagen: es klappte nicht. Zumindest nicht auf Anhieb. Nach einem guten halben Jahr war ich nun doch wieder schwanger und mehr als glückselig. Mein kleines Mädchen, wie ich es genannt habe. Endlich war ich wieder schwanger. Diesmal sollte alles anders werden, eine schöne, entspannte, glückliche letzte Schwangerschaft…
Doch es sollte wohl nicht sein.
Nachdem ich eine Woche mit dem Großen einen stationären Krankenhausaufenthalt hatte, hatte ich endlich einen Termin bei der Vertretung meines Frauenarztes bekommen und alles war in Ordnung beim Ultraschall.
Deswegen dachte ich mir auch nichts dabei, als ich in derselben Nacht heftige Schmerzen bekam. Die krieg ich schon weggeatmet, dachte ich mir. Und so war es auch. Mit einer Wärmflasche und ein bisschen Atmen wurden die Schmerzen wieder erträglich. Ich hatte einmal eine ganz minimale Schmierblutung, sonst nichts. Dr. Google meinte, Schmerzen in der Frühschwangerschaft könnten schon einmal passieren.
Den Tag darauf konnte ich mich eh nicht ausruhen – es leben die KiTa-Schließtage und mein Mann war die ganze Woche auf Geschäftsreise. Ich also mit beiden Kids und Freunden in den Märchenpark. Ein schöner Tagesausflug, der mir im Anschluss an unser Mittagessen erneut diese Schmerzen bescherte. Im Märchenpark selbst traf ich noch eine befreundete Frauenärztin, die meinte, ich solle mir keine allzu großen Sorgen machen, ganz viel Magnesium schlucken und mich hinlegen. Das tat ich dann nach einem Höllenritt nach Hause auch. Die Kleine verfrachtete ich früh ins Bett und mit dem Großen legte ich mich dann ins Bett, nahm Magnesium und eine Wärmflasche. Das war dann auch auszuhalten. Die Schmerzen gingen zwar nie ganz weg, aber waren ok, allerdings kamen vermehrt Blutungen hinzu. Am nächsten Morgen telefonierte ich mit meiner Hebamme, die mir einen ähnlichen Rat gab, ich solle möglichst viel Magnesium nehmen und auch Uterogest. Sie sagte aber auch, dass solche Schmerzen mit einem Frauenarzt abgeklärt werden müssen.
Donnerstagmittag wurden die Schmerzen wieder schlimmer, so dass ich nicht zu Ende kochen konnte. Da mein Mann geschäftlich verreist war und ich keine Familie in der Nähe habe, habe ich auf die Uhr geguckt und mir gesagt: du hast jetzt bis 15 Uhr Zeit, wenn es bis dahin nicht besser geworden ist, fährst du zum Arzt. Ich habe es nicht bis 15 Uhr ausgehalten. Ich habe meine Mama angerufen und sie gebeten, die Kinder von Kindergarten abzuholen, damit ich zum Arzt fahren kann. Gott sei Dank war sie an dem Tag nicht arbeiten und konnte binnen zwei Stunden bei uns sein.
Beim Gynäkologen angekommen (keine Ahnung, wie ich die halbe Stunde Autofahrt dorthin gemeistert habe), wurde freie Flüssigkeit im Bauch geschallt und ich blutete ohne Ende. Sie haben mich dann direkt per Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht, was mir natürlich unendlich peinlich war.
Dort ging dann alles ganz schnell. Mein Eileiter war gerissen. Ich wurde als Not-OP dazwischengeschoben, wäre beinah verblutet, wurde ausgeschabt und musste an drei Punkten laparoskopiert werden, um den Embryo entfernen und meinen Eileiter wieder reparieren zu lassen.
Und dann war da neben der Trauer und diesem Schock vor allem das Gefühl des Alleinseins, ein Teil von mir fehlt jetzt einfach. Und im Krankenhaus gab es auch relativ wenig Verständnis – ich hätte ja schon zwei Kinder, da sei das ja nicht so schlimm, ich solle einfach nochmal ein neues Kind kriegen und schließlich hätte ich ja schon zwei gesunde Kinder. Es IST schlimm und ich weiß auch nicht, wie lange es dauern wird, bis es nicht mehr schlimm ist. Was mir geblieben ist, passt auf ein kleines Ultraschallbild.
Was ich mit meiner Geschichte über die Eileiterschwangerschaft erreichen möchte:
Viel mehr Familien müssen so etwas erleben als allgemein bekannt ist – das Thema wird in unserer Gesellschaft tabuisiert und das sollte es nicht werden.
Und vor allem:
Schmerzen – egal in welchem Stadium der Schwangerschaft gehören IMMER abgeklärt. Lasst euch nicht abwimmeln, Notfälle müssen von Ärzten terminlich dazwischengeschoben werden.
Die Eileiterschwangerschaft ist die häufigste Form einer Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter (Fachbegriff Extrauteringravidität).
Der befruchteten Eizelle gelingt es hierbei nicht, den Eileiter zu durchwandern. Sie nistet sich stattdessen in der Schleimhaut des Eileiters ein. Kommt es nicht zu einem spontanen Schwangerschaftsabbruch (Tubarabort), spricht man von der eigentlichen Eileiterschwangerschaft, dem Wachsen des Embryos im Eileiter. Nicht rechtzeitig erkannt wird diese in vielen Fällen lebensbedrohlich für die Schwangere, da der Eileiter wenig dehnbar ist und irgendwann reißt (rupturiert). Dies hat umfangreiche innere Blutungen im Bauch der Mutter zur Folge und kann zu Kreislaufversagen und zum Schock führen.
Die statistische Wahrscheinlichkeit einer Eileiterschwangerschaft gegenüber einer regulären Schwangerschaft liegt bei ca. 1–2 Prozent.
Quelle: Wikipedia
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