Zu „Das Gewese um die Schwangerschaft“ aus Sicht einer Mama und Doula

Meine Stellungnahme

Am 8. November bin ich auf Instagram durch Hebamme Jana Friedrich auf einen Artikel in der FAZ aufmerksam geworden, der unter der Rubrik „neue Trends“ veröffentlicht wurde. Sie beschreibt Praktiken aus einer Geburtsklinik, die wohl eher ins Mittelalter gehören. Die Journalistin Jennifer Wiebking hat dafür die Gynäkologin Annika Schutt unreflektiert zu Wort kommen lassen.

Was genau erwartet Gynäkologin Schutt (die sich wohlgemerkt nicht mit ihrem richtigen Namen zitieren lassen will)? Dass man als Mutter den Kopf vor dem Kreisssaal abgibt und nicht mehr als mündiger Bürger betrachtet werden will und sollte? Dass man die Verantwortung für das eigene Kind und das eigene Leib und Leben komplett in die Hände von dieser Ärztin legt, die sich damit derart anmaßend über die Instinkte der Mutter, den Vertrauensvorschuss, der ihr gegeben wurde und über Mutter Natur hinwegsetzt?

Geburt ist per se mal der älteste und natürlichste Vorgang der Welt, erstmal nicht gefährlich und sollte nicht aus der Verantwortung der Mutter genommen werden und wie viel wertvoller ist es dann, wenn sich die Mutter intensiv mit dem Thema Geburt beschäftigt hat und nicht unwissend und untrainiert an diesen Marathon herangeht? 

Wenn es eben eine gute und kompetente Aufklärung, Geburtsvorbereitung und Geburtswünsche und -pläne gibt, ist das doch für das gesamte geburtsHILFliche Team ein absoluter Gamechanger – gerade in einer Zeit, in der es de facto aus Kapazitätsgründen kaum noch eine 1:1-Betreuung der Frau während der Geburt mehr gibt.

Ich bin sprachlos und fassungslos und könnte als 3-fach Mama, die sehr unterschiedliche Formen von Geburtshilfe, Interventionen, lebensnotwendigen Operationen und Eingriffen und nicht zuletzt als zertifizierte Doula (Geburtsbegleiterin) wirklich noch stundenlang Argumente anführen, die in einer Diskussion mit der besagten Ärztin wahrscheinlich aus lauter Starrsinn, Rücksichtslosigkeit und nicht zuletzt fehlender Empathie womöglich zu nichts führen würden, aber was ich abschließend hier noch anführen möchte ist, dass ich erschüttert darüber bin, dass eine solch einseitige Berichtserstattung ohne evidenzbasierte Argumente einfach so in einer überregionalen, seriösen Zeitung abgedruckt wird, ohne gleichzeitig der Gegenseite eine Chance auf Meinungsdarstellung zu geben.

Ich kann nur hoffen, dass jede Mama, die im vorbereitenden Geburtsgespräch in der Klinik auf Personal mit solch einer Meinung stößt, die gleichen Schlüsse für sich ziehen würde wie ich: NICHTS WIE WEG! (Denn, dass es in anderen Kliniken viel professioneller und zugleich die Mutter und ihre Wünsche einbeziehend und wertschätzend zugehen kann, habe ich erfahren dürfen – wofür ich wirklich sehr dankbar bin!)

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